Das größte Projekt und die langfristig wichtigste Aufgabe von Olileanya e.V. ist die finanzielle und organisatorische Unterstützung der Vor-Ort-Arbeit in Emene/Nigeria von Gabi Ayivi (siehe Seite Projekte).

Gabi Ayivi ist 1. Vorsitzende von Olileanya e.V. und hat Ende 2013 altersbedingt  ihre Erwerbstätigkeit in Deutschland beendet. Dabei von Ruhestand zu sprechen wäre denkbar unpassend. Sie ist im Mai 2014 nach Emene/Nigeria übersiedelt und hat dort aktuell 17 Kinder und Jugendliche bei sich aufgenommen. 

Olileanya e.V. wird für die Kinder Patenschaften in Deutschland vermitteln, aktuell und regelmäßig aus Emene berichten sowie für die Unterbringung und Ausbildung der Kinder Spenden sammeln.

DAS TOR ZUM HAUSE "NNO" = WILLKOMMEN

Das Gebäude befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Announciation Specialist Hospital in Emene, Enugu, Nigeria

Rundbrief vom 15. Mai 2023

Liebe Freundinnen, liebe Freunde,
liebe Unterstützerinnen und Unterstützer von Olileanya,
liebe alle, die uns schon lange begleiten oder von uns gehört haben und ganz gezielt aufrufen oder aus Versehen auf der Suche nach irgendwas über unsere Website stolpern und – glücklicherweise – darin hängen bleiben.
Ich weiß nicht, wie es Euch/Ihnen geht, aber an mir ist dieses Jahr nur so vorbei geflogen. Es fällt mir nicht leicht, aus dem Wirbeln die wichtigsten Ereignisse gezielt herauszugreifen.

Heute möchte ich mal ganz anders beginnen als gewohnt, weil am 03.05.2023 ein wunderbares, riesiges, unvergleichliches Ereignis stattgefunden hat:

Das erste Olileanya-Kind ist auf die Welt gekommen.

Dafür darf man doch schon mal gewohnte Pfade und den Alltag verlassen und einfach nur glücklich sein. Ich möchte Euch/Ihnen kurz die Geschichte der Mutter erzählen, eine Geschichte, wie sie vielfach in Nigeria passiert, die also nichts Außergewöhnliches hat.

R. wurde vor ca. 25 Jahren geboren, als zweites Kind ihrer Eltern. Der ältere Bruder hat eine geistige Beeinträchtigung, kann ihr keine Hilfe sein. R. wurde mit einer Sichelzellanämie geboren, einer Erbkrankheit, die in Afrika relativ häufig ist. (Wer mehr darüber erfahren möchte, kann bei Google nachschauen. Eine Erklärung an dieser Stelle würde den Rahmen sprengen.)

Erstes Bild, direkt nach der Geburt
Bild bei der Entlassung

Als R. 6 Jahre alt war, verstarb ihre Mutter. Der Vater heiratete nach Angaben einer Cousine ein zweites Mal, die Stiefmutter sei keine gute Frau gewesen. Die Todesursachen der Eltern sind ihr nicht bekannt. Die Geschwister wurden an andere Leute abgegeben, d.h., R. war von da an ein schlecht entlohntes Hausmädchen in einer Familie in Anambra State, weit von ihrem Heimatdorf entfernt. Sie durfte immerhin die Grundschule bis zur 6. Klasse besuchen. Ein weiterer Schulbesuch wurde ihr trotz ihrer Bitten nicht ermöglicht, ab dem Alter von 12 Jahren musste sie auf der Straße Trinkwasser verkaufen. Kurz nach dieser ‚Arbeitsaufnahme‘ wurde sie von einem Tricycle angefahren und mit einer schweren Beinverletzung ins Krankenhaus eingeliefert. Dort bekam sie eine verunreinigte Bluttransfusion und ist seither HIV positiv. Seit dem Unfall ist sie im Gehen durch ein verkürztes rechtes Bein beeinträchtigt.

Vor 6 Jahren nahm sie Kontakt auf zu einer Nonne der ‚Daughters of Divine Love‘, wurde seither sehr lose betreut. Sie verkaufte Trinkwasser und geröstete Erdnüsse auf der Straße und hielt sich mühsam über Wasser. Sie lebte in einem Verschlag, der den Begriff einer Unterkunft in keiner Weise mehr verdient. (siehe Bilder). Lt. Mary, unserer Hausangestellten, haben wir in unseren Duschen mehr Platz als sie in diesem Verschlag, der im Besitz der Stadt Enugu war und für den sie noch minimal Miete bezahlen musste. Im Spätsommer letzten Jahres wurde sie von zwei Männern vergewaltigt und schwanger.

Im Dezember 2022 wurde ich von der Schwester, die sie seit einigen Jahren lose begleitet, angesprochen und um Hilfe gebeten. Erst wenige Tage zuvor hatte ich einen höheren Geldbetrag in bar als Spende erhalten (herzlichen Dank nochmals an dieser Stelle nach Österreich!) und ich konnte zusagen, R. vorübergehend zu unterstützen. Wie so oft wurden die näheren Umstände nur scheibchenweise offengelegt. So war sehr schnell klar, dass die Lebensbedingungen der jungen Frau und des zu erwartenden Kindes grundlegend verbessert werden müssen. Zudem hatte die Stadt das Grundstück, auf dem die Baracken standen, verkauft. Das gesamte Gelände wurde mittlerweile geräumt und eingeebnet. Im März kam es zu einer krisenhaften Zuspitzung der Sichelzellanämie, was einen stationären Klinik-Aufenthalt erforderlich machte. Es wurde wahrscheinlich, dass das Baby per Kaiserschnitt entbunden werden muss, um die Belastung für die Mutter möglichst gering zu halten.

 Am 02.05.2023 kam die kleine Chizataram zur Welt, Mutter und Kind sind wohlauf und konnten am 10.05.2023 in ein neu angemietetes Appartement entlassen werden. In den Tagen zuvor wurden Haushaltsgegenstände eingekauft, ein Bett gezimmert, eine Matratze angeschafft etc. pp. Siehe Bilder. Zum ersten Mal kann R. seit langer Zeit in einer menschenwürdigen Umgebung leben, die ihren gesundheitlichen Beeinträchtigungen so weit wie möglich gerecht wird. Sie ist überglücklich.
Meine Freundin Bertl aus Klütz hat eine gigantische Spendenaktion in Norddeutschland losgetreten. Die Miete konnte für ein Jahr bezahlt werden, die Kosten für die stationären Behandlungen sind beglichen, die kleine Wohnung wurde eingerichtet.

Bett
Haushalt

Aus gegebenem Anlass suchen wir ab sofort für ein frisch geborenes Mädchen und seine Mutter einen Paten/eine Patin.

R. wird wegen der Sichelzellanämie nie eine Arbeit annehmen können, durch die sie sich und ihr Kind eigenständig ernähren kann. Außerdem hat sie keinerlei Ausbildung absolviert. Über ihr hängt ständig das Damoklesschwert der nächsten krisenhaften Zuspitzung, es gibt keine Heilung, sondern nur präventive Maßnahmen.

Ausstattung für die neue Wohnung

Machen wir weiter mit frohen Botschaften:
Die Arbeiten an der Augenklinik konnten endlich wieder aufgenommen werden. Seit ein paar Tagen wird die Solaranlage auf dem Dach installiert, im Haus kommen die Arbeiten des Elektrikers wieder in Gang. Durch die katastrophale Lage während der ‚Wahlen‘ Ende Februar, die sowohl im Vorfeld als auch noch lange danach nahezu alles lahmlegten, kamen die Menschen nur langsam wieder in ihrem Alltag an. Erst seit Mitte April verfügen wir – allerdings immer noch eingeschränkt – wieder über Bargeld. Wir sind verblüfft darüber, dass wir in die Zeit vor der Einführung der neuen Geldscheine zurückgeführt wurden – es sind wieder die alten Noten im Umlauf, als ob nie etwas geschehen wäre.

Und dann muss ich mich sehr zerknirscht entschuldigen. Ich hatte völlig versäumt, mich bei der süddeutschen Ärzteinitiative zu bedanken, die uns den Kauf eines Ambulanz-Busses für die Augenklinik sowie die Verschiffung finanziert hat. So etwas zu vergessen, ist nicht meine Art. Ich bin uneingeschränkt nach wie vor dankbar für alles, was wir an Unterstützung erfahren! Und genau dieser Bus wird ein wesentlicher Bestandteil in der künftigen Arbeit der Ambulanz sein. Nur mit einem solchen Gefährt können wir in die schwer erreichbaren Dörfer gelangen, um dort Sprechstunden abzuhalten. Und nur durch diese Sprechstunden erreichen wir die Menschen, die eine Behandlung benötigen, um sie vor der Erblindung zu bewahren. Nigeria ist bei weitem nicht das hochtechnisierte Land, als das es sich gerne darstellt. In vielen Bereichen, und da rangiert die Medizin mit an vorderster Linie, bewegen wir uns in grauer Vorzeit. In der Vergangenheit waren wir wiederholt die Ersten, die mit diesem Angebot in ein Dorf gekommen sind. Und das gilt es auszubauen. Sobald der Bus hergerichtet ist, wird er in all seinem Glanz vorgestellt werden, versprochen! Bis dahin nochmals: vielen, vielen Dank nach Ba-Wü und Bayern!!!

Haus Nno:
Das Schöne in einem Haus mit vielen Kindern ist: es gibt einen Raum der Normalität. Zwar durften unsere vier jungen Erwachsenen zur Wahl gehen, aber sie sind (noch) nicht politisch engagiert in einem Maße, als dass das Ergebnis ihre gute Laune beeinträchtigt hätte. Störend waren die vielen Schulausfälle wegen der nachfolgenden Unruhen.
Ansonsten geht alles seinen gewohnten Weg. Die einen entwachsen der Pubertät, die anderen schlittern hinein. Für Joy geht in diesem Jahr die Schulzeit zu Ende, während ihre kleine Schwester Mmesoma den Kindergarten abschließt.

Schneckennudeln

Wir haben einen Antrag bei der deutschen Botschaft gestellt, uns einen Zuschuss zu einer kleinen Solaranlage auf dem Haus zu gewähren. Jetzt warten wir auf das Ergebnis.
Vor 6 Wochen bin ich gestürzt und habe mir eine sehr schmerzhafte Zerrung am linken Kniegelenk zugezogen, die sich nur sehr zögerlich zurückbildete. Ich bin nur eingeschränkt gehfähig, komme nur mit Hilfe einer kleinen Leiter in unseren Bus. Da ist es sehr hilfreich, dass Okwudili seinen Führerschein in Händen hat und erforderliche Fahrten für Einkäufe etc. erledigen kann. Aber die Beschwerden werden jetzt täglich besser, die Schmerzen sind erträglich und ich kann hoffentlich bald wieder selbst am Steuer sitzen.

Simon, unser Gärtner
Beachtlicher Hunger nach getaner Arbeit
Little Promise muss noch warten
Avocado-Ernte
Avocado-Hunter
beeindruckende Ernte - Chibuzo, unser Sozialarbeiter

Auf die aktuelle politische Situation möchte ich nur am Rande eingehen: Die beiden Präsidenten – der noch seiende und der künftige – geruhten, sich nach der Wahl nahezu unmittelbar nach Europa zu begeben, jeweils zur Verbesserung ihrer gesundheitlichen Situation. Der künftige Präsident Tinubu kam Ende April wieder zurück nach Nigeria. Am 29.05.2023 soll seine Vereidigung stattfinden. Peter Obi, der nach einhelliger Meinung einer Mehrheit der Nigerianer die Wahl gewonnen hat, ist vor Gericht gezogen, um seinen Anspruch geltend zu machen. Jetzt heißt es abwarten, wie sich die Angelegenheit weiter entwickelt. Ich sehe davon ab, über irgendwelche Prognosen zu sinnieren. Weltweit regieren Autokraten, warum also nicht in Nigeria?
Was klar wird: nach einer langen Phase von Wechsel zwischen Entsetzen, Entmutigung und Wut macht sich mittlerweile Galgenhumor breit bis hin zu der Erkenntnis, dass der Verlust von Bargeld auch gute Seiten hat: Kidnapping kam nahezu zum Erliegen. Die Schurken haben das Geschäftsmodell, sich Lösegeld auf ein Bankkonto überweisen zu lassen, nicht aufgegriffen. Fazit: keine Zahlungen, keine Entführungen. Problem (vorübergehend) gelöst.

Regenzeit
sind wir nicht absolut schick?
Sonntagabend, total entspannt
hier bist Du noch nicht sauber
Spielen im Kreis
Puzzle am Sonntag

Kurzer Blick in die nächste Zukunft:
Am 10.06. fliege ich nach Deutschland, um dringend erforderliche Vereinsangelegenheiten zu erledigen, Freunde und die Familie zu treffen, Informationsveranstaltungen anzubieten (genaue Daten folgen noch), eine Butterbrezel zu essen und das eine oder andere Viertele Trollinger zu trinken. –
Und Pilze zu suchen sowie Heidelbeeren zu pflücken…

Herzliche Grüße nach Deutschland – in die Schweiz – nach Österreich -
 Ihre/Eure Gabriele Ayivi

Video 1: Reinigungsarbeiten am Samstag

Video 2: Hüpf mal!

Rundbrief vom 5. Dezember 2022

Liebe Freundinnen, liebe Freunde, liebe Unterstützerinnen und Unterstützer von Olileanya, liebe alle, die uns schon lange begleiten oder von uns gehört haben und ganz gezielt aufrufen oder aus Versehen auf der Suche nach irgendwas über unsere Website stolpern und – glücklicherweise – darin hängen bleiben,

Ich weiß nicht, wie es Euch/Ihnen geht, aber an mir ist dieses Jahr nur so vorbei geflogen. Es fällt mir nicht leicht, aus dem Wirbeln die wichtigsten Ereignisse gezielt herauszugreifen. Jetzt sind wir schon wieder im Advent, Zeit also, innezuhalten und zu sortieren. Ein weiteres Mal möchte ich im eigenen Haushalt beginnen:

Haus Nno

Iruoma hat den Sprung an die Universität mit Bravour geschafft. Die Ergebnisse ihrer Abschlussprüfungen waren so gut, dass sie ohne weitere Auflagen einfach durchmarschieren konnte. Jetzt lebt sie auf dem Campus und wir sehen sie nur noch selten. Die Ausgangsregelungen sind sehr streng und ihre Tage sind mit Verpflichtungen vollgepackt. Ich hoffe, dass sie wenigstens über Weihnachten ein paar Tage mit ihren Brüdern zum Vater fahren kann.

Leider hat die Zuversicht über unsere seit Februar tätige neue Mitarbeiterin im Haushalt nicht lange angehalten. Sie brachte sehr viel Unruhe in den ohnehin mehr als turbulenten Alltag, weshalb ich mich zum 31.10 . ohne großes Bedauern wieder von ihr getrennt habe. Mary, 19 Jahre alt, ist das genaue Gegenteil: ruhig, gelassen, immer mit einem Lächeln auf den Lippen. Sie fing am 01.11. mit der Arbeit an, es wäre schön, wenn dieser Zustand für einen längeren Zeitraum anhalten würde.

Okwudili hat sich in seiner Schneider-Werkstatt gut eingerichtet. Er ist dabei, sich einen Kundenstamm aufzubauen, hat gut zu tun. Es ist schön, dass er daneben immer noch Zeit findet, Reparaturen an den strapazierten Schuluniformen auszuführen und jetzt zu Weihnachten die Jungs neu einzukleiden. 

 

Bilder: Okwudili; die zwei neuesten Kleidungsstücke für Chiadi und Chibuike

Seit Anfang Oktober ist unser Haus wieder bis zum letzten Platz gefüllt: Esther, die ich bereits im letzten Rundbrief vorgestellt hatte, ist auf erklärten Wunsch ihrer Familie im Juli bei uns eingezogen. Damit ist gewährleistet, dass sie sich ausreichend ernährt und ihre Medikamente regelmäßig einnimmt.
Weiterhin hatte sich bereits seit Monaten abgezeichnet, dass die drei Kinder der im Dezember 2020 verstorbenen Frau Ugwu vom Vater sträflich vernachlässigt wurden. In der Folge stellten sich Fehlzeiten beim Schulbesuch heraus, die Leistungen bei den beiden Älteren waren miserabel. Nach längerer Prüfung und gründlichen Überlegungen haben wir den Jüngsten, den 7-jährigen Chisom (Bild rechts), und seine 15-jährige Schwester Blessing (Bild links) im Oktober hier aufgenommen.

Der 14jährige Sohn Christian blieb auf eigenen Wunsch beim Vater. Er weist bereits schwere soziale Beeinträchtigungen auf, denen mit dem hiesigen Setting nicht begegnet werden kann. Gott sei Dank wurde für die Kinder sehr schnell eine Patin gefunden. Vielen Dank hierfür nach Reutlingen.

Durch eine großzügige Spende aus Bingen konnten wir im Frühsommer endlich einen größeren Bus kaufen, in dem alle Kinder auf den Fahrten zur Schule und zurück einen Sitzplatz haben. Herzlichen Dank an den Rhein und an die Brunnengemeinde! Jetzt träume ich davon, ihn optisch aufzupeppen: aus schwarz mach bunt! Mal sehen, was daraus wird.

Aufgrund der zunehmend prekären Sicherheitslage im Land findet unser Leben seit Monaten überwiegend innerhalb des Grundstücks statt. Die Kinder werden vom Fahrer morgens in die Schule und nachmittags wieder nach Hause gebracht. Das ist im Moment noch ausreichend. Die Stimmung im Land ist aufgeheizt, nicht nur aufgrund der massiv ansteigenden Inflation, die aktuell bei 22% angelangt ist. Wohin sich die Situation vor der für Mitte Februar 2023 geplanten Wahl eines neuen Präsidenten entwickelt, bleibt abzuwarten.

Einer unserer Höhepunkte für das Jahr 2022 fand im November statt: der neue Kassier von Olileanya hat uns für 2½ Wochen besucht. Dieser Besuch war für mich eine große Ermutigung. Endlich hatte sich jemand in die Höhle des Löwen gewagt. Es würde zu weit führen, jeden einzelnen Tag seines Hierseins zu schildern, für uns war es auf jeden Fall sehr schön, ihn hier zu haben. Ich hoffe, er findet Zeit und Gelegenheit, seine Eindrücke in einen eigenen Bericht zu packen und uns diesen für den nächsten Rundbrief zu überlassen.

Bild: Christof und Martin zu Besuch

LINK zum Reisebericht von Christof Götz

Augenklinik

Leider befinden wir uns hier immer noch in der Warteschleife. Aktueller Stand der Dinge ist, dass das Gremium des deutschen Blindenhilfswerkes im Dezember eine Entscheidung über meinen im Sommer 2021 gestellten Antrag treffen wird.

Immerhin hat der Bus für die Ambulanz-Fahrten auf die Dörfer vor wenigen Tagen Ende November den Weg in einen Container und nach Antwerpen geschafft, wartet dort auf die Verschiffung nach Nigeria. Manchmal bin ich für die ganz, ganz kleinen Schritte dankbar.

Heute wurde ich daran erinnert, dass am 5. Dezember weltweit der Tag des Ehrenamtes gefeiert wird. Aus diesem Grunde bitte ich Sie/Euch ganz gezielt darum, unsere Augenklinik nicht aus dem Blick zu verlieren. Auch wenn die Fertigstellung hoffentlich finanziert wird, gibt es in unserer Region nach wie vor viele Menschen, die von vermeidbarer Erblindung bedroht sind. Einige von ihnen können nicht einmal die Fahrt aus einem weit entfernten Dorf in die Augenklinik finanzieren, ganz zu schweigen eine erforderliche Katarakt-Operation. Aus diesem Grund sind die Fahrten auf die Dörfer so wichtig. Dabei kann oft rechtzeitig erkannt werden, was dringend vonnöten ist.

Hierzu ein wichtiger Nachtrag:

Wir haben gestern den Bescheid des Deutschen Blindenhilfswerks bekommen. Nach fast genau 19 Monaten und umfassender Korrespondenz wurde unser Antrag auf Unterstützung bei der Fertigstellung des Gebäudes der neuen Augenklinik positiv entschieden. WIR BEKOMMEN DIE GELDER UND KÖNNEN WEITERMACHEN. Ich bin überglücklich und unendlich dankbar, muss mich allerdings erst mal sortieren. Gott sei Dank habe ich nach Abfahrt fast aller Kinder in ihre Dörfer ab morgen ein paar ruhige Tage vor mir, in denen ich über die weitere Planung nachdenken kann. Ein großes Dankeschön geht natürlich nach Duisburg zum Gremium der Entscheider. Endlich können wir entsprechende Anfragen aus der Bevölkerung, wann die Ambulanz denn nun fertig gestellt und in Betrieb genommen werde, positiv beantworten. 


Emene, 21.12.2022 Gabi Ayivi

Lepra-Camp

Zu meinem großen Bedauern hat der bisher tätige Physiotherapeut zum ersten November eine neue Stelle in einem anderen Bundesstaat angetreten und uns diese Information nur wenige Tage vor seinem Ausscheiden mitgeteilt. Seit einer Woche ist aber eine Physiotherapeutin für Herrn Nwatu tätig, die ich bereits kennenlernen durfte. Sie hat schon drei Behandlungseinheiten durchgeführt und ich hoffe, dass die Therapie so erfolgreich verläuft wie in der Vergangenheit.

Seit August 2022 gibt es eine neue Institution in unserem Wohnviertel, die
Annunciation Neighborhood Watch Initiative.
Sie wurde gegründet, nachdem der Zaun um den Transformator für die zugeschalteten Häuser von Dieben in der Nacht zerstört, das Öl abgelassen und gestohlen wurde und in der Folge die gesamte Nachbarschaft für mehrere Wochen ohne Elektrizität war. Jetzt sorgt eine nächtlich tätige Gruppe von Security-Männern für die Sicherheit der Straßen in unserer Umgebung. Für einen kleinen monatlichen Obulus kann man Mitglied dieser Vereinigung werden. Es wird gewährleistet, dass sich niemand nach 20.00 Uhr unberechtigt in unserem Viertel aufhält, nächtliche Diebstähle und Überfälle sollen durch diese Maßnahme minimiert werden. Ich bin so  beeindruckt von dieser Eigeninitiative, dass ich ohne Zögern unsere Mitgliedschaft erklärt habe.

Die Gruppe hat sich auch anderen Aufgaben verschrieben: Der Verbesserung der Umwelt, der Sauberhaltung der Umgebung, der Stärkung des Zusammengehörigkeitsgefühls. Die montäglichen Treffen finden unter zwei riesigen Mangobäumen statt und unterliegen dem afrikanischen Verständnis von Zeitmanagement. 

Foto rechts: Emblem Annunciation Neighborhood Watch Initiative 

Foto links: Clean up 
Foto rechts: Sitzung unter den Mangobäumen 

Ich lerne sehr viel und finde vor allem Konfliktbewältigung in Igbo-Land beeindruckend: es wird so lange diskutiert , bis eine Einigung erzielt werden konnte. Und zum Schluss freuen sich alle und vertragen sich. Vor allem aber: alle haben alle Zeit der Welt, bis dieses Ziel erreicht wird. Es geht zuweilen temperamentvoll zu, aber niemals wird jemand beleidigt oder herablassend behandelt. Demokratie an der Basis auf höchstem Niveau! Seit ich Anfang September von einem Nachbarn zu diesen Treffen eingeladen wurde, weiß ich ein weiteres Mal: ich bin auf den richtigen Kontinent umgezogen, in das richtige Land, in die richtige Region in diesem so unwägbaren Nigeria ohne jegliche staatliche Fürsorge und hier wieder in den richtigen Winkel von Enugu, in das geruhsame und überwiegend friedliche Emene. Deshalb darf ich allen Freundinnen und Freunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz, all jenen, die sich um mich sorgen, versichern: Es geht mir gut, ich fühle mich behütet, habe keine Angst, ohne aber die nötige Sorgfalt außer acht zu lassen.

Fazit: Wenn alles andere versagt, erstarken die Kräfte innerhalb der Bevölkerung, sich zu organisieren und dem Gemeinwohl zu dienen. Das ist faszinierend und sehr nachahmenswert.

In diesen äußerst schwierige Zeiten verabschiede ich mich von Euch/von Ihnen für dieses Jahr. Es war ein äußerst turbulentes Jahr mit nur wenig tröstlichen Momenten, wenn ich auf die Umtriebe in der Welt blickte. Zuversicht hat mir – s. o. – mein Leben hier gegeben. Zusammen mit einigen anderen Gruppierungen und Mitstreitern weiß ich, dass wir etwas bewegen können mit unseren begrenzten Möglichkeiten. Ich kann mit Eurer/Ihrer wertvollen Unterstützung unsere Kinder auf den Weg in eine Zukunft bringen, die ihnen hoffentlich ein eigenständiges und eigenverantwortliches Leben erlaubt. Durch einen veränderten Blickwinkel können sie erkennen, dass es eine Welt gibt, die nicht nur geprägt ist von Gewalt, Raffgier und Korruption. Wenn ich das erreichen kann, bin ich zufrieden.

Ich möchte nochmal für unseren wirklich wunderschönen Kalender für 2023 werben und dazu ermuntern, diesen entweder zu verschenken oder selbst in der Stube oder im Büro aufzuhängen. Auch diese Aktion ist Teil unseres Einkommens!

Nun bleibt mir im ausgehenden Jahr 2022 nichts anderes, als Dir/Ihnen zu danken für Hilfsbereitschaft und Freundschaft. Bitte, bleib/bleiben Sie uns gewogen.

Ich wünsche Euch/Ihnen allen eine friedliche Adventszeit, Gesundheit und einen guten Wechsel ins neue Jahr!

Emene, den 05.12.2022

Eure/Ihre Gabi Ayivi